kann die handelsraum-einrichtung den stress abmildern?

02.11.2021 08:28 Uhr (CET) | info@erichkeller.com

Die Arbeit in Handelsräumen ist oftmals hektisch und der Stresslevel liegt zumeist etwas höher als in anderen Büroumgebungen. Denn wenn Erfolg oder Misserfolg wesentlich von der Fähigkeit des Traders abhängt, mehrere und zunehmend schnelllebige Informationsströme möglichst schnell zu analysieren und darauf zu reagieren, sind belastender Stress und hohe Burnout-Raten für Händler weit verbreitet. Das ist ein bedenklicher Befund für einen Beruf, bei dem die meisten zwischen Mitte 20 bis Mitte 30 Jahre alt sind.


Laut dem Bericht des grossen amerikanischen Architekturbüros Gensler, welche die Situation für Traders untersuchten, kann Stress in der intensiven Arbeitsatmosphäre im Handelsraum die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beeinträchtigen. Dies kann sich wiederum negativ auf das Tagesgeschäft auswirken, da hohe Stressbelastungen rasch zu Fehlentscheidungen führen können.


Silberstreifen am Horizont
Die Unruhe als Folge der Finanzkrise ist an Börsen nach wie vor zu spüren und führt dazu, dass Unternehmen die Normen von Industrie und Unternehmen in Frage stellen. Mit Banken, die nach Veränderungen suchen, ist es möglich, einen entscheidenden Schritt in die richtige Richtung zu machen, um so zu helfen, sowohl deren Arbeitsplatz als auch deren Arbeitskultur neu zu definieren. Denn die bisherigen, traditionell konzipierten Handelsräume mit linear angeordneten Händlertischen unterstützen die Trader oftmals zu wenig bei deren Arbeit. Eine ganzheitliche Betrachtung bei der Einrichtung mit einer möglichst offenen und kommunikativen Arbeitsplatzgestaltung kann demgegenüber unterstützend wirken.


Stress und unmittelbare Umwelt
Im Bericht «Trading Stress for Wellness» von Gensler steht, dass die Entstehung von Stress immer auch mit der unmittelbaren Arbeitsumgebung zusammenhängt, der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgesetzt sind. Neuere Tendenzen in der Einrichtung von Handelsräumen gehen in Richtung offene Räume mit fliessenden Übergängen. Ein solcher «fliessender Raum» lässt Blickbeziehungen zwischen Räumen unterschiedlicher Nutzung zu. Hier legt man grossen Wert auf Funktionalität, die sich in flexiblen, verwandlungsfähigen, dynamischen Raumgliederungen ausdrückt. Offene Arbeitszonen zeigen die Vernetzung der modernen Arbeitswelt. In der konsequenten Weiterführung hat dies zu räumlichen Aufhebungen – wie beispielsweise flexible Arbeitsbereiche – geführt. Die Gensler-Studie untersuchte, wie das Design des Handelsraums neu gestaltet werden kann, um Stress zu reduzieren und dafür das Wohlbefinden zu steigern. Gleichzeitig soll die Entscheidungsfindung bei Arbeiten erleichtert und die Mitarbeiterbindung verbessert werden. In der Studie werden drei mögliche Lösungen für die Gestaltung des Handelsplatzes vorgeschlagen, die eine positive Veränderung bewirken können, nämlich:


1) Kontrolle: Unterstützung der Eigenkontrolle dank förderlicher Arbeitsumgebung: Händler benötigen bei der Arbeit natürlich gewisse Freiheiten, sie dürfen dabei jedoch ihre Fähigkeiten betreffend einer realistischen Einschätzung des Marktes nicht überschätzen.


2) Sinnesreize: Reduzierung von irritierenden Sinnesreizen, welche die kognitiven Leistungen beeinträchtigen. Die Qualität der Beleuchtung, Akustik, Raumluftqualität, Sichtlinien hat dabei eine entscheidende Wirkung.


3) Verhaltensergonomie: Ergonomisches Verhalten am Arbeitsplatz. Die Handlungen folgen den gesundheitsbewussten und gesundheitserhaltenden Regeln mit dem Ziel, die Leistungsfähigkeit zu steigern, Ermüdung zu reduzieren, Schädigungen zu vermeiden und eigene Ressourcen zu stärken.


Fehler minimieren
Ein Faktor, der die Leistung beeinflusst, ist die Art und Weise wie Mitarbeiter sitzen und stehen. Es hat sich gezeigt, dass die richtige Haltung die kognitive Funktion, die emotionale Disposition und die Entscheidungsfindung verbessert. Mit der richtigen Körperhaltung kann sogar das Selbstvertrauen verbessern und Fehler minimieren.


Die Umgestaltung von Handelsräumen ist angesichts langjähriger Rituale in der Branche keine leichte Aufgabe. Sie kann aber durch eine grundlegende Neubewertung der bestehenden Raumgestaltung ausgelöst werden. Die Forschung von Gensler auf diesem Gebiet ist im Gange und eine Feldstudie ist geplant.


Den vollständigen Bericht «Trading Stress for Wellness» finden Sie hier:
www.worktechacademy.com


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